
Was ich noch auf dem Herzen habe …
Jetzt fragt Ihr Euch, warum ich mir diese Frage stelle …
Das Wort Gier höre ich in der letzten Zeit immer häufiger. Ich für meinen Teil, kann mit Gier nichts anfangen, natürlich möchte ich gerne von meiner Arbeit leben, aber gierig zu werden, auf Kosten anderer, würde mein Lebensgefühl und meine Werte, in eine katastrophale Schieflage bringen. Damit es mir, nicht nur gut, sondern hervorragend geht, muss ich sozusagen anderen alles wegnehmen. Nein, was für ein Karma erschaffe ich mir damit …
Die Definition von Gier besagt: auf Genuss, Besitz und Erfüllung von Wünschen gerichtetes, heftiges, ungezügeltes Verlangen …
Mmh, hört sich nicht wirklich nach einem lebenswerten und schönen Gefühl an, doch warum wird Gier von einigen Wenigen gelebt und damit zur Bedrohung von vielen anderen?
Was ist das für eine Strömung? Ist Gier eine gute Eigenschaft, um ein erfülltes und positives Leben zu führen? Ich habe mich der Frage angenommen und eine wissenschaftliche Studie entdeckt, um besser zu verstehen, wieso Gier für manche Menschen erstrebenswert ist.
An der Universität Würzburg hat man ein Experiment durchgeführt. Dieses fand im Jahr 2014 statt, die Probanden waren Studenten der Wirtschaftswissenschaften.
Es wurde erst einmal anhand eines Fragebogens festgestellt, welche Stufen der Gier, die einzelnen Studenten innehatten, ein wichtiges Kriterium für die nachfolgenden Tests.
Sie fanden heraus, dass gierige Personen, um ihre persönlichen Ziele durchzusetzen, dies auf Kosten von anderen machen.
Bedeutet das allen Ernstes, auch, wenn sie dadurch einem anderen Schaden zufügen?
Ich las weiter und wie ich finde, kam Ungeheuerliches zutage.
Sie testeten, ob Gier zu einer erhöhten Risikobereitschaft führt, das wurde bestätigt.
Außerdem wurde erkennbar: Je gieriger ein Proband war, desto risikobereiter war er.
Ein weiterer Test sollte zeigen, ob die Gier dazu führt, dass man aus Fehlern lernt oder gar das Gegenteil der Fall ist. Sie bedienten sich eines einfachen Tests und nahmen Ballons, die von den Probanden aufgepustet werden sollten. Es wurde eine Belohnung in Aussicht gestellt, wer den Ballon am größten aufpusten kann, bevor er natürlich auch platzen könnte. Die Gehirnströme wurden mittels eines EEG gemessen, weil man anhand dessen eine Reaktion überprüfen wollte, nämlich eine „feedbackbezogene Negativierung“, die anzeigt, ob ein Ereignis besser oder schlechter war, als erwartet. Anhand dieser Reaktion kann man feststellen, ob ein Denkprozess stattfand, der aus Fehlern zu lernen und sein Verhalten entsprechend anzupassen.
Das Überraschende war:
Besonders gierige Probanden hatten diese charakteristischen Merkmale nicht. Das EEG wies nahezu die gleiche Hirnaktivität aus. Egal, ob der Ballon platzte oder nicht.
Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass es bedeuten könnte, dass gierige Menschen offenbar Schwierigkeiten haben, aus ihren Fehlern zu lernen.
Da stellt sich mir jetzt eine andere Frage, ist das genau das Kernproblem von einigen besonders gierigen Menschen und dazu möchte ich euch noch kurz eine kleine Geschichte erzählen …
Vor einiger Zeit traf ich eine ältere Dame im Supermarkt. Wir kamen ins Gespräch, sie erzählte mir ihre Geschichte. Betroffen hörte ich zu. Sie sei schon sehr lange Witwe, hatte ihre beiden Kinder allein großgezogen, ging arbeiten als Friseurin und stand jetzt da und überlegte, ob sie sich noch zwei Äpfel in den Einkaufswagen legen könne. Das Geld sei knapp, die Rente reicht nicht mehr. Sie würde sich schämen, denn bald schon könne sie, das erste Mal, nicht alle ihre Rechnungen bezahlen. Sie fragte sich, wie es weitergehen soll. Als ich ihr riet, doch einmal zu fragen, ob es eine Hilfe für sie gibt, winkte sie ab, sie wolle niemanden zur Last fallen.
Dieses Gespräch hat mich sehr mitgenommen, denn diese Frau hatte ihr ganzes Leben aufopferungsvoll ihren Kindern gewidmet, ging arbeiten, um alle zu versorgen und jetzt schämte sie sich dafür, weil ihre Rente nicht reichte.
Sie schimpfte nicht, klagte nicht, stattdessen nahm sie ihr Schicksal einfach an, weil sie sich schämte. In all den Jahren übernahm sie Verantwortung und tat alles, um sich und den Kindern, Essen und Trinken, ein Dach über dem Kopf zu sichern; und jetzt schämte sie sich, weil sie zu wenig Geld zum Leben hat?
Sollte sie sich schämen? Oder nicht eher die, die in dieser Krise Gewinne erwirtschaften, weil sie aus Gier handeln?
Noch eins zu dieser Studie:
Die Tatsache, dass besonders ausgeprägt gierige Menschen offenbar nicht aus ihren Fehlern lernen, habe ich schon erwähnt, aber dass ähnliche Befunde auch bei Psychopathen berichtet wurden, das möchte ich an dieser Stelle unkommentiert lassen.
In diesem Sinne passt auf Euch auf. Geht mit offenen Augen durch diese Welt und wenn Gier von anderen Euer Leben auf dramatische Weise verändert, schämt Euch bitte nicht, denn sie empfinden niemals Scham, noch haben sie aus ihren Fehlern gelernt.
Was sagt ihr dazu?
bis zum nächsten mal, wenn es wieder heisst:
WAS ich noch auf dem Herzen habe
Quelle: (Social Neuroscience, 2014 doi: 10.1080/17470919.2014.965340)